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Ein Plädoyer für die Ausbildung und den kritischen Richterblick

Eigentlich saß Wolfram Wittig nur auf der Tribüne der DOKR-Seminarhalle in Warendorf, um Baron de Ley und Brigitte zu coachen, die in der Halle eine Trainingsrunde drehten. Doch dann nutzte FN-Chef-Ausbilder Christoph Hess, der dort gleichzeitig eine Richter-Fortbildung abhielt, die Gelegenheit, ihn um seinen Kommentar als Top-Ausbilder und Pferdekenner zu bitten. Ob man eine Bundeschampionats-Qualifikation anders richten solle als eine normale Dressurpferdeprüfung, sprich: ob man hier verstärkt das Potential des Pferdes bewerten solle und weniger die tatsächlich gezeigte Leistung, war die Frage, an der sich die Gemüter schieden. Über seine Antwort brauchte Wolfram Wittig keine Sekunde nachzudenken: "Es ist eine Ohrfeige ins Gesicht eines Ausbilders, wenn die Richter seine langjährige und akribische Arbeit mit Füßen treten zugunsten eines Pferdes, das vielleicht ein großartiges Gangwerk mitbringt, aber die fliegenden Wechsel, die eins der wichtigsten Kriterien bei den Sechsjährigen sind, nicht zeigt. Es muss das gerichtet werden, was die Richter sehen. Und es steht ja nirgendwo geschrieben, dass ein Pferd, das sechsjährig nicht am Bundeschampionat teilnimmt, nicht trotzdem siebenjährig S gewinnen kann."